29. Oktober 2024
8,4 Minuten

Blockchain, NFTs und Krypto – keine neuen Liedzeilen der Fanta 4

Thomas Rößler im Interview mit Expertin Barbara Schlyter

NFT, DeFi, Blockchain und Krypto sind keine neuen Liedzeilen der Fantastischen Vier, sondern sie stehen für viele kryptische Begriffe. Kryptowährungen und die dahinterliegende Blockchain-Technologie haben in den letzten Jahren stark an Aufmerksamkeit gewonnen. Sie verändern die Art und Weise, wie wir über Geld, Eigentum und das Internet denken. Doch trotz des Hypes gibt es viele Unklarheiten, sodass sich die Frage stellt, was sich eigentlich dahinter verbirgt?

Wir haben uns mit Barbara Schlyter, Expertin für digitale Produkte und Partnerschaften bei Xtrackers von der DWS, zusammengesetzt, um genau das herauszufinden. Sie erklärt uns die Grundlagen der Blockchain-Technologie, welche Chancen und Risiken Kryptowährungen mit sich bringen und warum NFTs ein spannendes Zukunftsthema sind.

Thomas Rößler:

Kryptowährungen sind ein Thema, über das viele Menschen sprechen, aber nicht jeder versteht genau, was dahintersteckt. Können Sie uns zunächst erklären, was Kryptowährungen sind und wie sie sich von traditionellen Währungen wie dem Euro oder dem US-Dollar unterscheiden?

Barbara Schlyter:

Sehr gerne! Kryptowährungen sind digitale Währungen, die meist nicht von einer zentralen Institution wie einer Zentralbank herausgegeben werden. Bei traditionellen Währungen wie dem Euro oder dem US-Dollar steuern die Zentralbanken die Geldpolitik. Bei Kryptowährungen ist das anders. Sie basieren auf einem dezentralen Netzwerk von Computern, das Transaktionen validiert und die Kryptowährung verwaltet, ohne dass eine zentrale Instanz dazwischensteht.

Der Bitcoin, der 2009 von einer anonymen Person oder Gruppe unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ins Leben gerufen wurde, war die erste Kryptowährung und ist heute noch die bekannteste. Mittlerweile gibt es Tausende von Kryptowährungen, aber die zwei größten, Bitcoin und Ether, dominieren nach wie vor den Markt. Bitcoin wird hauptsächlich als digitales Zahlungsmittel und Wertspeicher genutzt, während Ether die native Währung der Ethereum-Blockchain ist, die eine programmierbare Plattform für verschiedene Anwendungen bietet.

Thomas Rößler:

Sie haben bereits die Blockchain erwähnt. Für viele ist das immer noch ein abstraktes Konzept. Können Sie uns erklären, wie die Blockchain funktioniert?

Barbara Schlyter:

Ja, die Blockchain ist das Rückgrat von Kryptowährungen. Im Grunde ist sie eine dezentrale Datenbank, die es ermöglicht, Transaktionen sicher und manipulationsgeschützt aufzuzeichnen. Anders als bei einer zentralen Datenbank, die von einer einzigen, zentralen Institution verwaltet wird, wird die Blockchain von vielen Teilnehmern im Netzwerk gemeinsam betrieben. Man kann sich das wie eine riesige Excel-Tabelle vorstellen, die auf unzähligen Computern weltweit gleichzeitig läuft. Jede Transaktion, die durchgeführt wird, wird als neuer „Block“ in die Blockchain eingetragen. Aber bevor das passiert, muss die Transaktion von den Netzwerkteilnehmern überprüft und bestätigt werden. Dieses Verfahren nennt man Konsensmechanismus. Das sorgt dafür, dass keine falschen Transaktionen eingetragen werden können und dass niemand denselben Bitcoin zweimal ausgeben kann – das sogenannte „Double-Spending-Problem“ wird also verhindert. Jede Transaktion, die einmal in die Blockchain eingetragen wurde, ist dauerhaft und kann nicht mehr geändert werden.

Thomas Rößler

Das klingt faszinierend! Doch trotz der beeindruckenden Technologie hören wir immer wieder von großen Kursschwankungen bei Kryptowährungen. Welche Chancen und Risiken sehen Sie für Anleger, die in diesen Bereich investieren möchten?

Barbara Schlyter:

Das stimmt, Kryptowährungen sind sehr volatil, das heißt, ihre Preise schwanken stark. Im Allgemeinen gibt es bei Krypto Investitionen wie auch bei Investitionen in Aktien und Anleihen sowohl Chancen als auch Risiken.

Auf der einen Seite besteht eine große Chance darin, am Wachstumspotenzial der Blockchain-Technologie zu partizipieren. Blockchains können in vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, nicht nur im Finanzsektor, sondern auch bei Versicherungen oder im Lieferkettenmanagement. Wenn zum Beispiel die Ethereum-Blockchain in der Zukunft verstärkt für Finanztransaktionen oder das Management von Lieferketten genutzt wird, steigt die Nachfrage nach Ether, der Kryptowährung dieser Blockchain. Das Wachstum der Blockchain-Technologie könnte sich positiv auf die Kurse von Kryptowährungen auswirken.

Aber wie gesagt, die Volatilität ist nicht zu unterschätzen. In den letzten Jahren war die Volatilität von Bitcoin und Ether im Durchschnitt vier- bis fünfmal höher als die von globalen Aktien. Aktien gelten ja bereits als volatile Anlageklasse, aber Kryptowährungen sind noch volatiler. Neben den Marktrisiken gibt es auch technische Risiken. Die Blockchain-Technologie ist noch jung und befindet sich in ständiger Weiterentwicklung. Außerdem besteht eine regulatorische Unsicherheit. Viele Länder arbeiten noch an klaren Regeln für Kryptowährungen, und es bleibt abzuwarten, wie die Regulierung in den nächsten Jahren aussehen wird. Schließlich gibt es noch die sogenannten Gegenparteirisiken. Wenn Sie Kryptowährungen über eine Kryptobörse kaufen, stellt sich die Frage: Wie sicher ist diese Börse? Wie gut ist sie reguliert? Hier müssen Anleger also genau hinschauen.

Thomas Rößler:

Ein weiteres großes Thema sind NFTs – Non-Fungible Tokens. Sie sind besonders in der Kunstszene und bei Sammlern bekannt geworden. Was genau sind NFTs und wie funktionieren sie?

Barbara Schlyter:

NFTs sind digitale Vermögenswerte, die auf der Blockchain gespeichert werden. Der Begriff „Non-Fungible“ bedeutet, dass jedes NFT einzigartig ist. Im Vergleich dazu ist ein Bitcoin fungibel – jeder Bitcoin ist grundsätzlich gleich viel wert wie ein anderer Bitcoin. NFTs hingegen haben einen individuellen Wert, da sie einzigartig sind. Man könnte das mit Sammelkarten oder Kunstwerken vergleichen. Ein bekanntes Beispiel sind die CryptoPunks, eine Sammlung von 10.000 digitalen Kunstwerken, die auf der Ethereum-Blockchain gespeichert sind. Jeder dieser CryptoPunks ist ein einzigartiges, verpixeltes Bild eines Charakters, und keiner sieht genauso aus wie ein anderer.

Ähnlich wie bei Pokémon-Karten oder Sammelbildern bestimmt die Seltenheit eines NFTs seinen Wert. Heute sind NFTs vor allem durch digitale Kunst und Sammlerstücke bekannt geworden, aber sie haben auch in anderen Bereichen Potenzial. Man könnte sich zum Beispiel vorstellen, dass in Zukunft Konzert- oder Fußballtickets als NFTs ausgestellt werden, die ebenfalls einzigartig und nicht austauschbar sind. Ein weiteres spannendes Anwendungsgebiet sind dezentrale Identitäten – zum Beispiel könnte in Zukunft Ihr Personalausweis als NFT auf einer Blockchain gespeichert werden.

Thomas Rößler:

Und wenn ich einen NFT kaufen möchte, muss ich dann immer mit Kryptowährungen zahlen, oder kann ich auch mit Euro oder Dollar bezahlen?

Barbara Schlyter:

NFTs werden auf der Blockchain gespeichert, und jede Transaktion, die mit einem NFT durchgeführt wird, erfordert eine Transaktionsgebühr, die in der nativen Kryptowährung der jeweiligen Blockchain bezahlt werden muss. Wenn Sie zum Beispiel einen NFT auf der Ethereum-Blockchain kaufen oder verkaufen möchten, müssen Sie die Transaktionsgebühr in Ether bezahlen. Was den Kaufpreis des NFTs selbst angeht, hängt das vom Verkäufer ab. Viele NFTs werden in Kryptowährungen gehandelt, aber es gibt auch Plattformen, die es ermöglichen, NFTs mit traditionellen Fiat-Währungen wie Euro oder Dollar zu kaufen. Die Transaktionsgebühren bleiben jedoch in der jeweiligen Kryptowährung.

Thomas Rößler:

Nun bleibt die große Frage: Wie sehen Sie die Zukunft von Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie?

Barbara Schlyter:

Ich denke, dass die Blockchain-Technologie und ihre jeweils zugrundeliegenden Kryptowährungen langfristig ein großes Potenzial haben und in vielen verschiedenen Bereichen eine Rolle spielen können. Welche Blockchains und dazugehörige Kryptowährungen sich jedoch durchsetzen werden ist schwierig vorherzusehen. Es könnte sein, dass einige der heute großen Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Es könnte aber auch sein, dass neue Kryptowährungen entstehen und andere verdrängen. Ein spannendes Beispiel sind die sogenannten Infrastruktur-Blockchains wie Ethereum oder Solana. Diese Blockchains bieten nicht nur eine Kryptowährung an, sondern auch eine Plattform, auf der dezentrale Anwendungen (dApps) entwickelt werden können. Diese Blockchains haben das Potenzial, in Zukunft eine zentrale Rolle zu spielen, weil sie die technische Basis für viele verschiedene Anwendungen bieten. Genauso wie bei der Dotcom-Blase in den 1990er Jahren wird es Gewinner und Verlierer geben. Einige Blockchains und ihre dazugehörigen Kryptowährungen werden verschwinden, während andere langfristig bestehen bleiben und wachsen. Die Blockchain-Technologie als solche wird meiner Meinung nach bleiben und sich weiterentwickeln.

Thomas Rößler:

Welche Möglichkeiten gibt es für Einsteiger, die in Kryptowährungen investieren möchten, ohne direkt tief in die Technik eintauchen zu müssen?

Barbara Schlyter:

Für Einsteiger, die sich nicht mit den technischen Details der Blockchain auseinandersetzen möchten, gibt es Finanzprodukte wie Krypto-ETCs. Diese Produkte funktionieren ähnlich wie andere Wertpapiere und können über traditionelle Broker gehandelt werden. Der Vorteil dabei ist, dass Investoren sich nicht selbst um die Verwahrung des Private Keys kümmern müssen. Der Emittent des Produkts übernimmt diese Aufgabe indem er einen oder mehrere professionelle Kryptoverwahrstellen für das Produkt bestellt. Das macht es einfach, in Kryptowährungen zu investieren, ohne dass man selbst die technische Verantwortung für die Kryptowährung übernehmen muss. Es ist auch möglich, mit kleinen Beträgen zu beginnen, was das Investment für viele Anleger attraktiv macht. Man bleibt in der gewohnten Infrastruktur seines Depots und kann dennoch von der Wertentwicklung von Kryptowährungen profitieren.

Krypto-ETC Investments sind für Investoren eine einfache und effiziente Möglichkeit, um in Kryptowährungen zu investieren. Jedoch müssen Investoren auch hier Risiken beachten. In Europa sind Krypto Produkte häufig als ETC oder ETN strukturiert, das heißt der Investor hat ein Gegenparteirisiko gegenüber dem Emittenten. Investoren sollten sich bei der Produktauswahl die Qualität der Produktstruktur anschauen, bevor sie ihre Investitionsentscheidung treffen.

Fazit

Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie sind nicht nur faszinierend, sondern auch komplex. Während die Blockchain als Technologie großes Potenzial hat, gibt es viele Unsicherheiten, insbesondere bei der Frage, welche Kryptowährungen sich langfristig durchsetzen werden. Für Anleger, die sich in diese Welt wagen möchten, gibt es jedoch inzwischen Produkte wie Krypto-ETCs, die einen einfachen Einstieg bieten, ohne dass man tief in die technischen Details eintauchen muss.

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