9. August 2023
6,9 Minuten

Welche Relevanz hat die Weltfinanzkrise 2007 für die heutige Finanzwelt?

Erfahrungsberichte unserer Vermögensverwalter zu den Ereignissen

Heute, am 9. August, jährt sich der Beginn der Weltfinanzkrise des Jahres 2007.

Ein Szenario an welches die meisten Anleger und Anlageberater eher ungerne zurückdenken und trotzdem ist es auch hier, wie in anderen Lebensbereichen so, dass man an den gestellten Herausforderungen wachsen kann und wertvolle Erkenntnisse für den Umgang mit ähnlichen Situationen gewinnt.

Zum Hintergrund

  • Die Finanzindustrie war in vielen Bereichen unzureichend reguliert, was zu einem Klima übermäßiger Risikobereitschaft und Spekulation führte.
  • Die Aufsichtsbehörden hatten Schwierigkeiten, mit den sich schnell entwickelnden Finanzprodukten Schritt zu halten.
  • Viele Banken und Investoren unterschätzten die Risiken von komplexen Finanzprodukten.
  • Das Vertrauen zwischen den Banken brach zusammen und es entstand eine allgemeine Panik im Finanzsystem.
  • Der DAX ging von ca. 8000 auf 3.690 Punkte zurück, der Dow Jones kam von ca. 14.000 und stürzte auf ca. 7.200 Punkte
  • Banken weigerten sich, einander Geld zu leihen, was zu einem erheblichen Anstieg der Interbankenzinssätze führte.
  • Die Weltfinanzkrise erreichte ihren Höhepunkt  im Jahr 2008. Der entscheidende Zeitraum war vor allem das letzte Quartal des Jahres 2008, als sich die Krise aufgrund einer Vielzahl von Faktoren verschärfte, darunter der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008.
  • Die Krise hatte weitreichende Auswirkungen auf die Realwirtschaft, führte zu Bankzusammenbrüchen, Rettungsaktionen von Regierungen und Zentralbanken, einer weltweiten Rezession und einer grundlegenden Neubewertung der Finanzindustrie und ihrer Regulierung.
  • Zudem löste das fehlende Vertrauen eine schwere Rezession aus, die in den Jahren 2008 und 2009 andauerte. Dies führte unter anderem zu weiteren neuen Tiefstständen an den Kapitalmärkten.

Wie haben unsere Vermögensverwalter sowie unsere Mandantschaft die Krise erlebt

Unser Kollege Robert Bauer beschreibt die Situation wie folgt:


(Quelle: Bauer, Robert Vermögensverwalter bei Mademann & Kollegen in Düsseldorf)

„Für mich als Vermögensverwalter waren die Jahre der Finanzkrise prägend. Auch wenn man als junger Anlageberater den Börsencrash 1988 und die Wiedervereinigung Deutschlands mit der darauf folgenden Zäsur in Osteuropa miterlebte, war diese Zeit mit keiner anderen Krise vergleichbar.

Die Leute hatten die Dramatik nicht verstanden und das Finanzsystem drohte zu kollabieren

Selbst an einem Tag mit der größten Panik an den Märkten und negativen Kundengesprächen, haben die meisten Leute die Dramatik nicht verstanden. Bei einem Blick aus unserem Fenster auf der Blumenstraße in Düsseldorf gab es weiter viele entspannte Leute die shoppen gingen oder entspannt in der Düsseldorfer Innenstadt flanierten, obwohl unser Finanzsystem wie wir es kennen kurz vor dem Kollaps stand. Dieses Bild hat sich bei mir am meisten eingeprägt.

Wir konnten Verluste moderat halten, trotzdem war ein langer Atem nötig

Durch den intensiven Kontakt mit unseren Kunden und dem Festhalten an den besprochenen Anlagekonzepten konnten wir für unsere Kunden die Verluste moderat halten. Der rechtzeitige Verkauf von offenen Immobilienfonds, keine risikobehafteten Zertifikate und keine Wertpapierkäufe auf Kredit halfen hier.

Trotzdem war ein langer Atem nötig um die Verluste nach ca. 2 Jahren aufholen zu können.

Was mich motivierte, mich den schwierigen Themen zu stellen

Privat konnte ich mich kurzfristig, durch meine Vorbereitung und Training für die Besteigung des Kilimanjaro (5.895 m) mental von den Problemen an den Finanzmärkten lösen. Im Januar 2009 stand ich zum Sonnenaufgang auf dem höchsten Berg Afrikas. Diese Ablenkung gab mir die Frische mich jeden Tag mit meinen Kunden gemeinsam den schwierigen Themen zu stellen.

Welche Relevanz hat die Krise für die heutige Finanzwelt?

Heute ist die damalige Krise immer noch sehr präsent, denn aktuell wird den Finanzmärkten durch die Notenbanken Geld entzogen, die Zinsen steigen, Rezession droht und die Aktien sind viel höher bewertet als vor der Finanzkrise.

Eine kluge Aufteilung seines Vermögens ist heute wichtiger denn je.“

Auch unserer Kollege Uwe Brettschneider berichtete ähnliche Erfahrungen:


(Quelle: Brettschneider, Uwe, Vermögensverwalter bei Mademann & Kollegen in Düsseldorf)

Qualität ist durch nichts zu ersetzen

„Alle Kunden, die schon länger dabei waren, wurden schlagartig an die Jahre 2000 bis 2003 erinnert, denn auch damals notierte der DAX bei ca. 8000 Punkten, bevor es bis März 2003 auf ca. 2250 Punkte runter ging.

Wie in jeder Krise an der Börse ist Ruhe und Geduld der einzig richtige Weg, um am Ende auch wieder von steigenden Kursen zu profitieren. Der Untergang von Lehmann Brothers war rückwirkend betrachtet ein Fehler, der das Weltfinanzsystem erschütterte.

Verbriefte Hypothekenkredite wurden leider auch von vielen Deutschen Banken gekauft, insbesondere viele Landesbanken waren aufgrund der besseren Rendite gierig! Dazu verkauften einige Banken auch noch Zertifikate dieses Investmenthauses. Kunden verloren dadurch sehr viel Geld.

Niedrige Kurse als Chance für Kauftransaktionen

Wir hatten damals keine Zertifikate in den Depots und auch sonst gilt der Grundsatz, dass Qualität durch nichts zu ersetzen ist. Selbst Anleihen, insbesondere Nachranganleihen, fielen sehr stark. Tatsächlich haben wir damals die niedrigen Kurse als Chance begriffen und zugekauft. Schon wenige Monate später erholten sich diese Kurse deutlich und die Kunden hatten schöne Gewinne erzielt.

Ich erinnere mich noch gut an eine Anleihe der Linde AG. Es war eine nachrangige Anleihe mit einem jährlichen Zins von 7,375%. Der Kurs rutschte bis in die 40er Regionen. Mittlerweile ist die Anleihe längst zu 100% zurückgezahlt worden und neben dem Kursgewinn haben die Kunden jedes Jahr zusätzlich noch den üppigen Zins verdient.“

Unser Kollege Markus Steingaß arbeitete zu dieser Zeit noch für die Sparkasse und auch er erinnert sich an die Weltfinanzkrise:


(Quelle: Steingaß, Markus, Vermögensverwalter bei Mademann & Kollegen in Düsseldorf)

Das Wertpapiergeschäft wurde dort eher stiefmütterlich behandelt

„Damals war ich noch bei der Sparkasse und dort war das Geschäft mit Aktien, Fonds und ETFs noch sehr stiefmütterlich. Das Gros der Anlagen war in festverzinslichen Wertpapieren guter Bonität und es gab keinen einzigen Kunden der auf Veranlassung der Sparkasse Zertifikat von Lehmann gekauft hatte.

Durch diese Konstellation gab es auch keine Kunden mit Existenzangst und die Gespräche waren vor großer Sorge in Richtung Zukunft geprägt, aber es gab keine Streitgespräche.

Heute wäre das anders, denn mittlerweile sind die Kunden der Sparkasse genauso am Markt investiert wie die Kunden der anderen Bankengruppen.  

Interessant war aber zu erfahren, wie viele Kunden bei der Citibank noch ein Depot hatten und dort recht viele Zertifikate u.a. von Lehmann gehalten haben. Einige Kunden waren jedoch auch sehr unehrlich und haben versucht Schadensbegrenzung zu betreiben.

Tenor, bei der Sparkasse habe ich nur konservative Papiere und ich dachte bei Ihnen auch. Ich erinnerte mich jedoch aus meinen Gesprächen, dass sie mir gespiegelt haben, dass sie ganz bewusst die konservativen bei der Sparkasse und die Papiere mit höheren Risiken bei der Citibank gehalten haben.

Danach wurde die Beratung in Kapitalmarktanlagen durch die Gesetzgebung reguliert, da es doch einige schwarze Schafe gab, die tatsächlich falsch beraten haben oder nicht ausführlich genug über die verbundenen Risiken aufgeklärt haben.

Die Regulierung war richtig und wichtig.“

Was wir aus der Krise gelernt haben

(Quelle: Poock, Jens, Vermögensverwalter bei Mademann & Kollegen in Düsseldorf)

Die Sensibilität für sich möglicherweise anbahnende Krisen wurde zunehmend geschärft (siehe Silicon Valley Bank).

Festgelegte und individuelle Anlagestrategie sollten, wenn sich Ereignisse überschlagen, nicht vorschnell verlassen oder verändern werden.

Wichtig ist es insbesondere Ruhe zu bewahren, denn schnelle Entscheidungen sind häufig schlechte Ratgeber.

Eine kluge Vermögensaufteilung ist heute wichtiger denn je sowie die Berücksichtigung von Qualität der ausgewählten Anlageformen.

Die globale Finanzkrise war nicht die erste Krise und wird nicht die letzte gewesen sein.“ , so unser Kollege Jens Poock.

Wie krisensicher sind Ihre Anlagen?

In unserem Artikel Sind Investments in Einzelaktien das Geheimnis des finanziellen Erfolges? geben wir neben der genannten Fragestellung, wertvolle Tipps zur Risikoreduzierung in der Vermögensgeldanlage.

Möglicherweise dient Ihnen dieser als Unterstützung zur zukünftigen Risikobewertung Ihrer Anlagen.

Alternativ stehen Ihnen unsere Kollegen für einen kostenlosen Depotcheck gerne zur Verfügung.

Ihr Team von Mademann & Kollegen