19. Oktober 2023
8 Minuten

Whisky als Geldanlage Teil II: Whiskyarten nach Inhalt und Herstellung

Von Rohstoffen bis zur Rendite

In dem ersten einleitenden Artikel meiner Blogserie zum Thema Whisky als Geldanlage, habe ich Ihnen bereits erste Einblicke in die faszinierende Welt des Whiskys gezeigt und erwähnt, dass Whisky eine attraktive Form der Geldanlage darstellen kann, für all jene die sich für alternative Investmentformen interessieren.

Nun steige ich tiefer in die Materie ein und zeige Ihnen auf, was es bei dem Aufbau einer Whisky Sammlung zu Investitionszwecken zu beachten gilt.

Lassen Sie sich in die Feinheiten der Whisky-Investition einführen und erfahren Sie, wie Sie Ihre Sammlung optimal aufbauen und verwalten.

Die Vielfalt des Grain Whiskys

Grain Whisky kann aus den folgenden Rohstoffen gewonnen werden:

  • Weizen gemälzter Gerste,
  • ungemälzter Gerste, Roggen,
  • oder Mais

Es wird jedoch meist jenes Getreide verwendet, welches gerade am günstigsten ist. Somit werden folglich die günstigen Whiskys aus diesem Bestandteil hergestellt. Es ist also der Bestandteil der günstigen Whiskys und wird überwiegend für Blended Whiskys verwendet, welcher in den aller seltensten Fällen als Investment genutzt werden kann.

Single Grain Whiskys kommen aus einer einzigen Destillerie und werden nicht mit Whiskys anderer Destillerien vermischt. Dies sorgt nur in wenigen Fällen dafür, dass sich der Whisky zur Investition als Investment eignet.

Die Krone des Whiskys: Der Single Malt

Blendet Malt Whiskys, so wie der bereits erwähnte Johnny Walker Green, werden aus Malt Whiskys unterschiedlicher Destillerien vermischt und sollen dadurch besonders komplex schmecken, da hier diverse Charaktere der einzelnen Destillen zusammenkommen. Aber auch wenn diese Abfüllungen schon qualitativ deutlich besser sind, so eigenen auch sie sich als Investment eher selten.

Nur der Single Malt Whisky, also der Malt Whisky, welcher ausschließlich aus einer Destillerie kommt, gilt bei Liebhabern, Sammlern und Investoren als der beste Whisky. Malt Whisky darf nur aus gemälzter Gerste hergestellt werden und gilt unter Whisky Liebhabern als das präferierte Getreide.

Folglich empfehle ich, sich ausschließlich hierauf zu konzentrieren.

Global gefragt: Schottische und japanische, die Lage der Destillen

Kommen wir nun zu der Frage, wo auf der Welt denn die gefragtesten Destillen beheimatet sind. Hier kann man ganz klar Schottland und Japan benennen. Eine Investition in Single Malt Abfüllungen dieser Länder ist die Regel, während Abfüllungen anderer Länder eher eine Ausnahme darstellen.

Die Bedeutung von Original Abfüllungen

Wichtig ist, dass es sich bei den Abfüllungen um Original Abfüllungen (OA) handelt. Also solche, die von der Destillerie direkt abgefüllt wurden. Sicherlich gibt es auch interessante Investitionsflaschen von unabhängigen Abfüllern (UA) wie Signatory Vintage etc. aber mit OA Abfüllungen sind die Erfolgsaussichten in der Vergangenheit größer gewesen und werden es in der Zukunft meiner Meinung nach auch bleiben.

Innerhalb dieser Länder gibt es wiederum Destillerien, welche ganz besonders nachgefragt werden und solche, die aus Investorensicht eher wenig interessant sind. Zu den interessantesten gehören meiner Meinung nach in Schottland (sortiert nach Alphabet):

  • Ardbeg,
  • Balvenie, Brora, Bowmore, Bunnahabhai,
  • Clynelish,
  • Dalmore,
  • Glendronach,
  • Highland Park,
  • Laphroaig,
  • Macallan,
  • Port Ellen,
  • Rosebank,
  • Springsbank
  • Talisker.

Die beliebtesten Abfüllungen aus Japan (sortiert nach Alphabet):

  • Karuizawa,
  • Nikka,
  • Suntory
  • Yamazaki.

Dies lässt sich auch sehr gut aus beigefügtem Chart der Wertentwicklungen erkennen.


Quelle: www.rarewhisky101.com 
(Stand Oktober 2023)

Das Fass: Mehr als nur ein Behälter

Verwendete Fässer:

Die verwendeten Fässer haben einen großen Einfluss auf den Whisky. Hier bekommt er sein Geschmacksprofil. Es gibt fünf wichtige Bereiche in welchen sich die Fässer unterscheiden.

  1. Welcher Inhalt lag vorher im Fass
  2. Aus welchem Holz wurde das Fass gefertigt
  3. Wie viele Liter fasst das Fass
  4. Wie oft wurde es bereits mit Whisky befüllt
  5. Grad des Ausbrennens

Der Einfluss des ursprünglichen Fassinhaltes

Zu 1.

Je nachdem, welchen Inhalt das Fass ursprünglich enthielt, hat dies Einfluss auf den Geschmack und die Farbe des Whiskys. Da es über 20 verschiedene Fassarten in Bezug auf den ursprünglichen Inhalt gibt, in der Regel wurde zuvor Wein gelagert, erwähne ich nur die meiner Meinung nach beliebtesten.

Ex-Bourbon Fässer zeichnen sich durch eher süßere Whiskys mit Noten von Karamell und Vanille aus.

Oloroso Sherry Fässer bringen sehr dunkle, hölzerne, fruchtige Noten hervor.

Pedro Ximénez Sherry Fässer sind hingegen für deutlich süßere und fruchtigere Noten verantwortlich.

Portweinfässer, in unterschiedlichen Ausführungen, zwischen süß und trocken, bringen eine besondere Würzigkeit in den Whisky.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass vor allem Sherryfass Abfüllungen eine hohe Beliebtheit aufweisen und sich dies auch in der Wertentwicklung wiederspiegelt.

Unterschiede im Holz: Europäische Eiche vs. Mizunara

Zu 2.

Bis auf Ahornholz, welches selten verwendet wird, werden Fässer überwiegend aus Eichenholz produziert. Jedoch gibt es bei der Eiche Unterschiede. So gibt das europäische Eichenholz und die japanische Eiche (Mizunara) eher bittere/würzige Geschmacksnoten ab, während die Amerikanische Weißeiche süßere und weichere Geschmacksnoten abgibt.

Fassgrößen und ihre Auswirkungen

Zu 3.

Es gibt mehr als 10 verschiedene Fassgrößen. Diese fassen in der Regel zwischen 50 Liter (Octave) und in der Spitze bis zu 650 Liter (Port Pipe). Überwiegend werden American Standard Barrel (ASB) mit einem Inhalt von 200 Litern, dicht gefolgt von den schottischen Hogsheads mit 250 Liter Fassungsvermögen, verwendet.

Auch hier gilt, je mehr Holzfläche im Verhältnis zu der Literzahl mit dem Whisky in Berührung kommt, desto mehr Aromen und Farbe kann das Fass an den Whisky abgeben. Zudem ist die Anzahl der Flaschen, welche aus einem Fass gezogen werden, natürlich geringer, je kleiner das Fassungsvermögen ist.

So gibt es bei den begehrten Einzelfassabfüllungen bei kleinen Fässern, dann folgerichtig auch weniger Flaschen und ein geringes Angebot. Die Seltenheit sorgt ebenfalls für eine oft hohe Preissteigerung. 

Die Bedeutung von First Fill und Refill

Zu 4.

Wenn ein Fass jedoch schon einige Male mit Whisky befüllt wurde, werden die Aromen und die Farben, welche das Fass an den Whisky abgibt, immer weiter abnehmen. Daher wird oft von First Fill oder Refill gesprochen. Ein First Fill Whisky weißt oft deutlich intensivere Geschmacksnoten auf und enthält deutlich mehr Farbe. Diese Abfüllungen sind insbesondere mit frischen, noch nicht so oft wiederverwendeten Fässern, sehr begehrt. Besonders begehrt sind dunkle Whiskys, wohingegen hellere Whiskys weniger nachgefragt werden. Die Produzenten wissen dies und färben daher die Whiskys teilweise mit Zuckerkulör nach, welcher geschmacksneutral ist, aber die Farbe des Whiskys beeinflusst.

Es wird durch Sammler und Whiskygenießer daher oft darauf geachtet, ob der Whisky gefärbt ist oder ob die Farbe natürlich ist.

Der Ausbrennprozess und sein Einfluss

Zu 5.

Bei der Produktion werden die Fässer von innen ausgebrannt. Dies sorgt dafür, dass das Holz mehr Aromen abgibt und gleichzeitig durch die Kohleschicht ein Filter entsteht, der den Whisky über die Jahre milder macht, da unangenehme Aromen, wo z. B. der alkoholische Geschmack, herausgefiltert werden.

Ebenso lässt sich beobachten, dass Whiskys mit einem hohen Phenolgehalt (rauchige Whiskys) über die Zeit an „Rauchigkeit“ einbüßen.

Altersangabe: Mehr als nur eine Zahl

Die Altersangabe gibt die Jahre der Reifung des Whiskys im Fass seit Abfüllung wieder. Ein 18 Jahre alter Whisky hat also mindestens 18 Jahre in einem oder mehreren Fässern gelegen.

Nach der Abfüllung in die Flasche reift der Whisky somit nicht mehr weiter. Die Zeit spielt bei Whisky daher eine große Rolle. Je älter ein Whisky ist, desto teurer ist in der Regel auch die Abfüllung und da das Angebot nicht einfach erhöht werden kann und die Zeit nicht abgekürzt werden kann, trifft eine immer größer werdende Nachfrage auf ein nicht hinterherkommendes Angebot.

Dies treibt die Preise seit 10 Jahren folglich enorm nach oben. Es lässt sich beobachten, dass sich z. B. bei einer Verdopplung des Alters, nicht auch der Preis automatisch verdoppelt, sondern dass der Chart hier exponentiell verläuft. Im Beispiel ist dies sehr gut ersichtlich (Preise Oktober 2023): Highland Park 18 OA ca. 120 Euro, Highland Park 25 OA 500 Euro, Highland Park 30 OA 1200 Euro.

Preissteigerung durch Alter

Um das Angebot steigern und die Nachfrage so bedienen zu können, haben viele Destillerien das Sortiment umgestellt und immer mehr Abfüllungen werden daher ohne Altersangabe auf den Markt gebracht.

Die Abfüllungen mit Altersangabe werden seit 10 Jahren somit immer seltener. Steht kein Alter auf einer Flasche, bedeutet dies, dass der Whisky mindestens 3 Jahre + 1 Tag alt sein muss, denn andernfalls dürfte er sich nicht Whisky nennen.

Sie sehen, dass so der Faktor Zeit durch die Destillerien zu großen Teilen eliminiert wurde. Die Verkaufspreise wurden durch die Destillerien jedoch gleichwohl mindestens beibehalten.

Dies wird sicherlich auch der Grund dafür sein, dass die Abfüllungen mit Altersangabe bei Genießern, Sammlern und Investoren deutlich beliebter sind, was die Preisentwicklung ebendieser zusätzlich begünstigt.

Der Wert von Whisky mit Altersangabe

Genau aus diesem Grund habe ich mich frühzeitig fast ausschließlich auf Abfüllungen mit Altersangabe konzentriert. Auch zukünftig wird sich bei diesen eine erhöhte Nachfrage bei geringem Angebot beobachten lassen.

Sie wissen jetzt, worauf es bei einem guten Whisky vor dem Investitionshintergrund ankommt.

Sie dürfen sich in meinem nächsten Artikel auf Hintergrundwissen bezüglich der Anschaffung und Aufbewahrung hochwertiger Whiskys freuen.

Für Fragen oder ein kostenloses Informationsgespräch stehe ich Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.

Daniel Mademann, Whisky- und Finanzexperte bei Mademann & Kollegen