Zu alt für Aktien? – Länger leben, länger anlegen

Sind Aktien auch im Ruhestand noch sinnvoll
Ich bin überzeugt: Auch im Ruhestand bleiben Aktien unverzichtbar. Sie schützen vor Inflation, sichern Kaufkraft und eröffnen Chancen in Zukunftsmärkten. Natürlich wächst mit dem Alter das Bedürfnis nach Sicherheit – und genau hier begleite ich Sie: mit einem ausgewogenen Konzept, das Stabilität und Rendite verbindet.
Meine Sicht als Vermögensverwalter
Aktien sind trotz aller Schwankungen seit Jahrzehnten die renditestärkste Anlageklasse. Und doch erlebe ich immer wieder, dass ältere Anleger ihre Aktienbestände reduzieren oder sogar komplett verkaufen, um auf Festgeld oder Anleihen zu setzen. Der Gedanke dahinter: Sicherheit. Aber ist das wirklich die richtige Strategie?
Das wachsende Sicherheitsbedürfnis
Ich weiß, im Ruhestand verändert sich die Perspektive. Das regelmäßige Gehalt fällt weg, und die geopolitischen Unsicherheiten, wirtschaftlichen Probleme oder politische Spannungen lassen Märkte unruhig wirken. Festgelder und Anleihen vermitteln Stabilität – keine Kursschwankungen und Rückzahlung am Laufzeitende. Das Risiko scheint gleich null. Auch in meinem Bekanntenkreis höre ich diese Argumente oft.
Warum Zinssparen allein nicht reicht
Natürlich sind Zinsanlagen nicht grundsätzlich falsch. Sie schaffen Liquidität, geben Sicherheit und sind ein Puffer für unvorhergesehene Ausgaben. Aber als alleinige Anlage sind sie problematisch: Nach Abzug der Inflation bleibt meist nichts übrig und meistens die Kaufkraft sogar weniger. Manchmal fühlt es sich an, als würden Motten langsam das Vermögen auffressen. Gleichzeitig halten Notenbanken die Zinsen künstlich niedrig – zum Schutz der Staaten, aber zum Nachteil der Sparer.
Sparbuchmentalität statt Vermögensaufbau: Ein deutscher Fehler
Dabei ist das eigentliche Grundproblem viel größer als die individuelle Entscheidung eines Anlegers. Deutschland hat sich über Jahrzehnte ein Sparverhalten angewöhnt, das kaum mit einem modernen Rentensystem vereinbar ist.
Während Länder wie die USA oder Australien ihre Bürger systematisch an den Kapitalmarkt heranführen und breite Aktieninvestments zum Fundament der Altersvorsorge machen, hält Deutschland am Umlagesystem fest und verdrängt die Notwendigkeit kapitalgedeckter Vorsorge. Die Folge ist eine strukturelle Unterinvestition in produktive Vermögenswerte.
Wir sparen auf Sparbüchern, während andere Nationen über Aktien und Fonds Wohlstand aufbauen. Genau deshalb ist es umso wichtiger, im Alter nicht auf Aktien zu verzichten – denn ohne Beteiligung an den globalen Kapitalmärkten bleibt die eigene Altersvorsorge anfällig für Inflation, Demografie und die politische Rentendebatte.
Das Langlebigkeitsrisiko – die eigenen Rücklagen überleben
Zum Glück werden wir immer älter. Doch das heißt auch: Ihre Ersparnisse müssen länger reichen. Nur Aktienrenditen haben es in der Vergangenheit geschafft, die Inflation zu schlagen. Internationale Märkte erzielten im Schnitt rund zehn Prozent pro Jahr. Wer sich im Alter vollständig von Aktien verabschiedet, riskiert, die eigenen Rücklagen zu überleben.
Der Anlagehorizont im Ruhestand
Viele meiner Kunden sorgen sich, ob die Zeit im Ruhestand reicht, um mögliche Kursrückgänge wieder aufzuholen. Doch Ruhestand bedeutet oft 20 oder mehr Jahre Lebenserwartung. Das ist ein Anlagehorizont, der sogar länger sein kann als in den Berufsjahren. Über 15 Jahre betrachtet hat es beim MSCI World noch nie eine negative Wertentwicklung gegeben. Mit anderen Worten: Die Zeit heilt viele Börsenwunden.
Zukunftsthemen nicht verpassen
Warum sollten Sie im Alter die großen Megatrends wie Künstliche Intelligenz, Biotechnologie oder Raumfahrt ignorieren? Ihre Chancen sind enorm und überwiegen die Risiken deutlich. Wer hier nicht investiert, lässt die Wachstumsmotoren der Zukunft einfach links liegen.
Vor jeder Entscheidung: Ihre Finanzlage prüfen
Bevor Sie sich von Aktien trennen, sollten wir gemeinsam Ihre persönliche Situation betrachten: Die gesetzliche Rente ist nach wie vor eine verlässliche Einkommensquelle und wird regelmäßig angepasst, oft über die Inflation hinaus.
Viele meiner Kunden leben in schuldenfreien Immobilien oder erzielen Mieteinnahmen – ein erheblicher Teil der Lebenshaltungskosten ist damit gedeckt und daraus ergibt sich, wie viel zusätzliches Einkommen tatsächlich nötig ist. Übermäßige Liquidität ist nicht sinnvoll – sie kostet schlicht Rendite.
Diversifikation als Schlüssel
Ich empfehle eine breite Streuung: Substanzwerte, kostengünstige ETFs und dividendenstarke Aktien, die im Ruhestand stabile Erträge sichern. Die alte Faustregel „100 minus Lebensalter = Aktienquote“ ist heute zu vorsichtig. Ein 65-Jähriger käme damit auf 35 % Aktien – zu wenig, um das Vermögen real zu erhalten. Ich sage: 50 % sollten das Minimum sein.

5 Vorteile von Aktien im Ruhestand
- Schutz vor Inflation und langfristiger Kaufkrafterhalt
- Längere Anlagezeiträume auch im Ruhestand nutzbar
- Stetige Erträge durch Dividendenzahlungen
- Breite Risikostreuung mit Substanzwerten und ETFs
- Teilnahme an Zukunftsmärkten mit hohen Wachstumschancen
Fazit
Mit Aktien ist es wie mit der Liebe: Man ist nie zu alt dafür. Auch ich bin mittlerweile über 60 – und meine Leidenschaft für Aktien ist ungebrochen.
Gemeinsam mit meinem Team bei Mademann & Kollegen begleite ich Sie bei der passenden Auswahl – mit Erfahrung, Weitblick und einer Vermögensverwaltung, die Ihr Leben lang an Ihrer Seite bleibt.
Robert Bauer, Vermögensverwalter bei Mademann & Kollegen

Über den Autor: Robert Bauer
Robert Bauer ist Gesellschafter und Vermögensverwalter bei der Mademann & Kollegen GmbH in Düsseldorf. Als gelernter Bankkaufmann und Bankfachwirt blickt er auf über 30 Jahre Erfahrung in der Betreuung vermögender Privatkunden, Unternehmen und Stiftungen zurück.
Vor seinem Einstieg als Partner im Jahr 2014 war er unter anderem als Wertpapierspezialist für die HypoVereinsbank sowie im Private Banking des Bankhaus Schliep & Co. tätig. Seine Expertise liegt in der generationsübergreifenden Wertpapierstrategie – stets mit dem Fokus, Vermögen real zu erhalten und ruhig durch unruhige Marktphasen zu steuern.
- 18. November 2025
Was bleibt von mir? Zehn Fragen zum Nachlass, die mehr verändern, als man denkt Nachlassregelung klingt [...]
- 29. August 2025
Geld geerbt, gewonnen oder einfach gut gespart? Wer plötzlich eine größere Geldsumme zur Verfügung hat, steht [...]
- 26. Mai 2025
Eine smarte Struktur für Ihr ETF- und Aktienportfolio Die Geldanlage hat sich in den letzten Jahren [...]