14. November 2023
7,7 Minuten

Leitfaden für mutige Anlegerinnen

4. Ausgabe der Finanzexpert(-INNEN)

Die ersten Ausgaben der Finanzexpert(-INNEN) haben Ihnen bereits einen ersten Einblick in die komplexe Welt der Kapitalmärkte gegeben

Jetzt wissen Sie:

  • Erste Tipps für den Einstieg in die Finanzmärkte.
  • Die Bedeutung der Diversifizierung über verschiedene Anlageklassen.
  • Sie kennen die verschiedenen Anlageklassen, die für Investitionen zur Verfügung stehen, wie z. B. Aktien, Anleihen und Immobilien.
  • Die Unterschiede zwischen Investitionen in Fonds und in einzelne Aktien, auch im Hinblick auf Risiken und Kosten.
  • Die besonderen Stärken, die Frauen in die Finanzbranche einbringen können.
  • Empfehlungen für einen frühen Einstieg in den Vermögensaufbau und wie sich Portfolien entwickeln können.
  • Die Alternative der Vermögensverwaltung zum klassischen Bankgeschäft.
  • Die Unterschiede im Anlageverhalten von Frauen im Vergleich zu Männern.

Diese Inhalte sollen Ihnen ein erstes Grundverständnis für die Kapitalmärkte vermitteln und eine Basis schaffen, Finanzprodukte besser zu verstehen und zu hinterfragen.

Ich möchte Sie weiterhin ermutigen, Ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen, langfristige und nachhaltige Investitionen in Betracht zu ziehen und sich so zu informieren, dass Sie fundierte Entscheidungen treffen können.

Schuldig bin ich Ihnen noch Informationen hinsichtlich geeigneter Informationsquellen, mit deren Hilfe Sie sich weiter informieren können, wenn Sie noch tiefere Einblicke gewinnen möchten.

Man muss kein Banker sein, um Geld anzulegen

Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass niemand von Ihnen erwartet, dass Sie den Ausbildungsstand eines Bankers oder Vermögensverwalters erreichen müssen, um fundierte Anlageentscheidungen treffen zu können. Wichtig ist, dass Sie die Finanzprodukte, die Sie nutzen oder abschließen wollen, auch wirklich verstehen. Es spricht nichts dagegen, eine Finanzdienstleistung in Form einer Beratung in Anspruch zu nehmen.

Die folgenden Fragen sollten Sie jedoch beantworten können, wenn Sie Ihren Vermögensaufbau oder Ihre Vermögensanlage planen:

  • Wie sehen Ihre wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse aus?
  • Wie lange möchten Sie anlegen oder sparen?
  • Welche Sparrate/Anlagebetrag können Sie im Rahmen Ihres Vermögens oder Einkommensverhältnisse problemlos sparen/anlegen?
  • Welches Anlageziel verfolgen Sie kurzfristig (1-3 Jahre), mittelfristig (3-5 Jahre) und langfristig (<5 Jahre)?
  • Wie definieren Sie für sich Risiko in der Geldanlage?
  • Wie viel Geld ist Ihnen eine gute Verwaltung oder Beratung, wenn Sie eine Dienstleistung oder ein Produkt in Anspruch nehmen wollen, wert?

Wo finde ich was

Darüber hinaus finden Sie im Folgenden einen Überblick über die Inhalte, die Sie kennen sollten, sowie eine Empfehlung zu nützlichen Nachschlagewerken:

  • Kennen Sie die 5 Anlageklassen in die investiert werden kann (Aktien, Anleihen (Renten), Rohstoffe, Immobilien und Alternative Investments hinsichtlich ihrer Definition, ihrer Chancen sowie ihrer Risiken.

Als Empfehlung: Bei jedem Finanzdienstleister, der zu Kapitalmarktanlagen beraten darf, gibt es eine Informationsbroschüre zum Thema Basisanlage über Wertpapiere. Darin werden ganz leicht verständlich die Anlageklassen beschrieben und die damit verbunden Chancen und Risiken erläutert.

  • Kennen Sie den Unterschied zwischen aktiv und passiv gemanagten Investmentfonds hinsichtlich ihrer Produktgestaltung sowie Ihrer Kostenmodellen.

Als Empfehlung: Hier ein Artikel von Mademann & Kollegen dazu:

aktive vs passive Investmentfonds

Wichtig: Hier gibt es kein besser oder schlechter, aber kennen Sie die Unterschiede.

  • Kennen Sie den Unterschied zwischen Fonds und Einzelaktien hinsichtlich Ihrer Produktgestaltung sowie Chancen und Risiken.

Als Empfehlung: Auch hier kann ich Ihnen den Artikel von Mademann & Kollegen zu diesem Thema empfehlen.

Unterschiede zwischen Fonds und Einzelaktien

  • Informieren Sie sich über mögliche Produktkosten.

Als Empfehlung: Schauen Sie sich Fondsportraits oder Produktübersichten von Wertpapieren an und vergleichen Sie die Kosten ( Anschaffungskosten und laufende Kosten ) mit der Performance der letzten Jahren.

Für weitere Nachschlagewerke und Informationskanäle kann ich Ihnen nachfolgende Empfehlungen geben:

Buch:

„Einfach erfolgreich anlegen“ von Jessica Schwarzer:

  • Gibt einen guten Überblick über verschiedene Anlagemöglichkeiten.
  • Einfache Erklärungen und Tipps, speziell für Frauen.

Youtubekanäle:

Finanzfluss:

  • Bietet eine Vielzahl von Finanztipps und -tricks, auch wenn es nicht speziell für Frauen sind.
  • Sehr verständlich und für Anfänger geeignet.

Geldfrau:

  • Speziell auf Frauen ausgerichtet, mit Tipps zu Geldanlage, Versicherungen und Altersvorsorge. Die Inhalte sind einfach erklärt und praktisch anwendbar.

Bin ich schon Millionärin?

Stellen Sie sich nun vor, Sie haben alle Fragen beantwortet, kennen die Informationen und haben den ersten Schritt gewagt, sei es mit einem Berater oder alleine, und ein Depot eröffnet und angelegt oder einen monatlichen Sparplan eingerichtet. Nun fragen Sie sich sicher, wie es nun weitergeht, nachdem das Geld angelegt ist?

Eine wichtige Antwort auf diese Frage lautet: Werden Sie jetzt auf keinen Fall nervös und schauen Sie jeden Tag in Ihr Depot, ob Sie schon Millionärin geworden sind.

Mein Tipp an dieser Stelle: Geben Sie der oder den Investitionen Zeit zu wachsen. Schauen Sie sich die Anlage nach einem Jahr an und schauen Sie, ob der Ertrag des ersten Jahres bestenfalls ausgereicht hat, um die Anschaffungskosten zu refinanzieren.

Wenn Sie Ihr Vermögen von einem Vermögensverwalter verwalten lassen, erhalten Sie halbjährlich ein detailliertes Reporting. Die Leistung einer Vermögensverwaltung lässt sich jedoch nicht mit einer klassischen Bankdienstleistung vergleichen. Im folgenden Artikel von Mademann & Kollegen werden die wesentlichen Unterschiede noch einmal verdeutlicht:

Unterschiede Vermögensverwaltung und Bankdienstleistung

5 Handlungsempfehlungen für den regelmäßigen Depotcheck

  1. Überprüfung der Diversifikation: Prüfen Sie, ob Sie in verschiedenen Branchen, Märkten und Anlageklassen investiert sind.
  2. Performancebewertung der Anlagen: Überprüfen Sie die Entwicklung der einzelnen Anlagen.
  3. Beobachtung der Marktentwicklung: Halten Sie sich über aktuelle wirtschaftliche und politische Entwicklungen auf dem Laufenden. Die regelmäßige Lektüre eines Börsennewsletters oder das Verfolgen der Nachrichten reichen vorerst aus, um sich eine Meinung über die wirtschaftliche Lage zu bilden.
  4. Kosten analysieren: Setzen Sie die Kosten ins Verhältnis zum Ertrag, denn regelmässig hohe Gebühren können sich negativ auf die Rendite auswirken.
  5. über Umschichtungen nachdenken: Überdurchschnittlich gut gelaufene Anlagen verkaufen und in unterdurchschnittlich gut gelaufene Anlagen investieren, um die ursprüngliche Asset-Allokation (Verteilung der Anlageklassen) wiederherzustellen.

Emotionen sind ein schlechter Ratgeber

Denken Sie daran, dass es wichtig ist, das Depot regelmässig zu überprüfen, sich aber nicht von emotionalen Reaktionen auf kurzfristige Marktschwankungen leiten zu lassen. Schichten Sie Ihr Depot nicht ständig um. Schauen Sie lieber ein- bis zweimal im Jahr nach, wie sich die Vermögenswerte entwickelt haben und reagieren Sie nur, wenn es zu signifikanten Marktveränderungen gekommen ist.

Wenn Sie einen Vermögensverwalter oder eine Vermögensverwalterin mit der Verwaltung Ihres Vermögens beauftragen, müssen Sie sich um die regelmäßige Überprüfung nicht kümmern, da dies der Vermögensverwalter oder die Vermögensverwalterin im Rahmen der erteilten Vollmacht für Sie übernimmt. Insbesondere für Kundinnen, die sich nicht selbst darum kümmern möchten, kann dies die optimale Lösung sein.

Wenn sich Ihre finanziellen Verhältnisse, Ihr Anlageziel oder Ihr Risikoverständnis geändert haben, sollten Sie Ihr Depot in jedem Fall überprüfen und Korrekturen vornehmen oder vornehmen lassen.

Falls Sie sich dennoch nicht sicher sind, ob eine Anlage am Kapitalmarkt für Sie das Richtige ist, stelle ich Ihnen folgende Frage:

BMW baut Autos nicht aus Freude am Fahren

Glauben Sie, MC Donalds macht seine Burger nur wegen der kleinen Kinder, die sie so gerne essen, oder baut BMW seine Autos wirklich nur aus Freude am Fahren? (Sicherlich gäbe es noch weitere passende Unternehmensslogans, die hier genannt werden könnten, aber diese dienen an dieser Stelle als Beispiel).

Aus ökonomischer Sicht stellen Unternehmen Produkte her oder bieten Dienstleistungen an, weil sie damit Geld verdienen wollen und nicht aus wohltätigen Gründen. Jedes Unternehmen, ob börsennotiert oder nicht, existiert, weil es Geld verdienen will und eine Gewinnerzielungsabsicht verfolgt.

Warum sollte man sich also von der Bank mit einem mickrigen Zinssatz abspeisen lassen, wenn man auch eins zu eins an Gewinn und Verlust eines Unternehmens beteiligt sein kann, dessen Ziel es ist, Gewinne zu erwirtschaften.

Letztlich machen die Banken mit unseren Spareinlagen bei der Bank nichts anderes, sie investieren sie in die Industrie und erzielen damit attraktivere Renditen als die Zinsen, die sie den Einlegern für das Ausleihen der Spareinlagen zahlen. Das Zinsdifferenzgeschäft zwischen den Erträgen aus der Anlage und den Zinszahlungen an die Einleger macht also die Bank selbst und nicht der Kunde.  Dies wäre sicherlich auch eine Erklärung dafür, warum in der Vergangenheit nicht jeder Kunde von der Bank motiviert wurden ist, in alternative Anlageformen neben Tagesgeld oder Festgeld zu investieren.

Lieschen Müller oder Professor Lieschen Müller?

Die Möglichkeit zu investieren ist aber nicht nur Banken, Akademikern oder anderen Gelehrten vorbehalten. Jeder kann unternehmerisch Geld anlegen. Meiner Meinung nach ist es auch an der Zeit, sich von alten Denkmustern zu verabschieden und umzudenken, z.B. dass das Geld auf der Bank nur deshalb sicher ist, weil ich einen fest vereinbarten Zinssatz bekomme.

Wann werden Sie Professor Lieschen Müller und investieren in den Kapitalmarkt, statt sich mit einem müden Zins, abspeisen?

Werden auch SIE Finanzexpertin über Ihr Vermögen, denn Finanzen gehen uns alle etwas an.

Für Fragen oder einem kostenlosen Informationsgespräch stehen wir Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.

Janine Kurzrock, Finanzexpertin bei Mademann & Kollegen GmbH