Whisky als Geldanlage Teil III: Erwerb, Lagerung, Absicherung

Wie und wo der Whisky bestellt werden sollte

Wenn Sie sich anhand der o. g. Kriterien die Abfüllung/en Ihrer Wahl selektiert haben, gilt es, diese zu erwerben. Hier habe ich einige Empfehlungen, worauf geachtet werden sollte. Im Optimalfall kauft man die Flasche stationär oder online in einem auf Whisky spezialisierten Fachgeschäft. Hier besteht der Vorteil, dass die Flasche original und ungeöffnet ist. Außerdem erhält man eine Rechnung, welche bei einem Verkauf als qualitativer Herkunftsnachweis und als steuerlichen Nachweis verwendet werde kann (hierzu später mehr). Oft sind gerade limitierte oder ältere Abfüllungen hier nur noch selten zu bekommen oder zu Preisen, welche deutlich über den „Marktpreisen“ liegen. Es gilt abzuwägen, ob einem die Sicherheit beim Händler den Aufpreis wert ist. Mir war er es in den meisten Fällen wert. Ich habe mir über die Jahre eine Liste mit meinen ca. 20 favorisierten Whiskyhändlern aufgebaut, zu welchen ich ein hohes Vertrauen habe. Bei einem dieser 20 Händler bin ich dann fast immer auf ein Angebot gestoßen oder konnte per E-Mail oder im Telefonat einen Rabatt einholen.

Auktionsplattformen als Geheimtipp

Im Einkauf liegt ja bekanntlich die Rendite. Daher werfe ich den zweiten Blick, wenn es die Abfüllung der Wahl im Handel nicht mehr käuflich zu erwerben gibt, auf Auktionsplattformen. Hier sollte man aber auch schon vor dem Kauf beim Händler zur Einordnung eines fairen Marktpreises ein Auge draufhaben. Generell lässt sich sagen, dass es hier deutlich ältere Abfüllungen zu Preisen unter Händlerniveau gibt. Das Risiko besteht jedoch darin, dass der Käufer ggfls. nicht das erhält, was er eigentlich haben wollte.  Denn die steigenden Preise ziehen immer mehr Menschen an, welche bereits leere Flaschen mit minderwertigerem Whisky wieder befüllen, neu verkapseln und diese als ungeöffnet verkaufen. Hier wurde in den letzten Jahren durch Sicherungsinstrumente, z. B. mit dem Hologramm bei den höherwertigen Abfüllungen von Highland Park, vorgesorgt. Achten Sie darauf, sofern möglich, dass Sie eine originale Rechnung des Ursprungskaufes vom Verkäufer erhalten. Drucken Sie sich in jedem Fall die Kaufunterlagen des Kaufes auf der Auktionsplattform aus. Dies dienst später als wichtiger Nachweis in diversen Bereichen, worauf ich später gesondert eingehe.

Auf Ebay gibt es seit 2023 keine Verkaufsgebühr mehr, jedoch finden sich hier auch immer wieder Auktionen, wo das Risiko erhöht ist, nicht das zu erhalten was man haben wollte. Daher nutze ich Auktionsplattformen, welche sich auf Whisky spezialisiert haben. Diese sind Whisky Auctioneer und WhiskyAuction. Mit WhiskyAuction habe ich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht, jedoch sind die Auktionsgebühren mit 10 % für den Käufer hoch.

Darüber hinaus gibt es sehr gute Whisky Foren, in denen man mit etwas Glück auch die Abfüllung seiner Wahl als ganze Flasche, oder aber auch über eine „Flaschenteilung“ erhalten kann. Bei einer Flaschenteilung bietet ein langjähriges und damit vertrauensvolles Forenmitglied eine Flasche im Forum zur Teilung an. Jedes Mitglied kann dann die gewünschte Menge in cl angeben. Sobald die Flasche aufgeteilt ist schreibt der Flaschenteiler die Teilnehmer an und bittet um Überweisung des Geldbetrages und Angabe der Versandadresse. Dies wurde und wird von mir und vielen Whiskyfans gerne genutzt, wenn es sich um eine neue Abfüllung handelt, welche man erst einmal probieren möchte, bevor man eine ganze Flasche erwirbt. Oder es handelt sich um Flaschen im oberen Preissegment, welche man gerne probieren möchte und so den hohen Kaufpreis durch mehrere Whiskygenießer teilt. Der Vorteil liegt darin, dass keine Auktionsgebühr anfällt und die Forumteilnehmer die Flaschen oft zu einem fairen Preis verkaufen oder teilen. Hier kann ich aus eigener Erfahrung die Scots Whisky Community, Whisky.de und die Whiskybase empfehlen.

Versand oder Abholung, darauf sollten Sie achten

Grundsätzlich gilt es, unabhängig davon wo der Kauf erfolgt, die Versicherungsgrenzen des Versandanbieters zu beachten, wenn es sich im höherpreisige Flaschen handelt. Einige Händler bieten die persönliche Abholung an, welche ich bei teureren Flaschen gerne in Anspruch genommen habe, um einem Flaschenbruch auf dem Transportweg vorzubeugen.

Alle Tipps und Hinweise für eine perfekte Lagerung

Wenn die Abfüllungen dann erfolgreich erworben und versand sind, gilt der Lagerung der Whiskyflaschen besondere Aufmerksamkeit. Bitte lagern Sie den Whisky vor dem Investitionshintergrund wie folgt:

1. Ungeöffnet: Denn ein ungeöffneter Whisky kommt nur mit wenig Sauerstoff in Kontakt, sodass sich der Whisky geschmacklich nicht verändert. Bei einem geöffneten und im Füllstand reduzierten Whisky kann es gerade bei rauchigen Whiskys durch den erhöhten Kontakt mit Sauerstoff zu einer Änderung im Geschmack kommen. Durch den hohen Alkoholgehalt von mind. 40 % braucht der Sammler keine Sorge haben, dass der Whisky kippt oder schlecht wird. Sobald der Whisky jedoch geöffnet wurde erschwert dies den Verkauf deutlich und mindert den Wert.
2. Ausschließlich stehend: Denn anders als bei einem Wein, hat der Whisky einen Gebrauchskorken und keinen Verbrauchskorken. Der Gebrauchskorken lässt sich deutlich leichter öffnen und wieder schließen da er nicht so gepresst ist wie der Weinkorken. Bei einer liegenden Lagerung riskiert man hierdurch jedoch ein Auslaufen des Whiskys durch den Korken.
3. Kühl: Bei ca. um die 16 Grad Celsius, vor allem aber ohne große Temperaturschwankungen, da diese dazu führen, dass sich das Destillat bei warmen Temperaturen ausdehnt und bei wieder abkühlenden Temperaturen zusammenzieht. Hierdurch „atmet“ der Whisky und über die Jahre oder gar Jahrzehnte der Lagerung kann dies zur Abnahme des Füllstandes und geschmacklichen Veränderung des Whiskys führen. Der Füllstand spielt in Auktionen von älteren Flaschen ebenfalls eine Rolle und eine Flasche mit Füllstand „full Neck“ erzielt höhere Preise als dieselbe Flasche mit „half Neck“ Füllstand. Durch Parafilm, eine in Laboren genutzte Verschlussfolie, kann das Atmen ebenfalls minimiert werden, indem Sie die Folie großzügig um die Verschlusskappe wickeln. Erfahrungsgemäß lässt sich Parafilm rückstandfrei wieder entfernen. Achten Sie aber auch darauf, dass der Whisky nicht zu kalt, also nahe der 0 Grad Celsius Marke aufbewahrt wird, denn so kann es bei „nicht kühlgefilterten“ Abfüllung zur Ausflockung kommen, welche nicht wieder rückgängig gemacht werden kann und den Whisky nachhaltig eintrübt. Dies hat zwar keinen Einfluss auf den Geschmack, allerdings sehr wohl auf die Optik und damit auch auf den Wert der Flasche.
4. Bei normaler Luftfeuchtigkeit: Also weder zu feucht, was Schimmel an den Verpackungen und Etiketten sowie Rost an den Tubes begünstigt, noch zu trocken, was das Austrocknen des Korkens und die gesteigerte Abnahme des Füllstandes zur Folge hat. Eine normale Kellerfeuchte (45 % – 60 %) ist daher ratsam um den Wert der Whiskys zu erhalten.
5. Dunkel: Eine dunkle Lagerung sorgt dafür, dass die Farbe des Whiskys, aber auch die Etiketten, in dem ursprünglichen Zustand verbleiben. UV-Strahlen würden sonst sowohl die Etiketten als auch den Whisky über die Zeit der Lagerung ausbleichen.
6. Originalverpackt: Heben Sie unbedingt die Verpackung auf, da Sammler und Investoren darauf großen Wert legen, eine Flasche mitsamt der Verpackung und weiterem Zubehör zu erhalten.
7. Kaufunterlagen: Heben Sie die Kaufunterlagen (Rechnung) auf. Wenn Sie den Whisky Online bei einem Händler erworben haben, gelten hier dann die Widerrufsrechte und Rückgaberechte, sofern z. B. nach kurzer Zeit der Korken im Destillat schwimmt. Es kommt zwar nur sehr selten vor, aber ist nie ganz auszuschließen. Außerdem dient die Rechnung als Herkunftsnachweis und reduziert die Wahrscheinlichkeit, eine wieder befüllte Flasche zu erhalten. Zudem benötigen Sie die Rechnung ggfls. für die Versicherung, aber auch das Finanzamt (hierzu später mehr).
8. Schutz: Vor dem Zugriff unbefugter Dritter geschützt (z. B. durch einen abschließbaren Schrank und/oder Einbruchmeldeanlage).

Wenn Sie die oben genannten Punkte berücksichtigen wird Ihre Sammlung/Investment mit hoher Wahrscheinlichkeit viele Jahrzehnte, und damit deutlich länger als Wein, erhalten bleiben. Der Geschmack wird sich nur sehr geringfügig verändern, da die Oxidation mit Sauerstoff ja bereits im Fass erfolgt ist. Je älter der Whisky desto weniger wird er sich folglich verändern. Bei rauchigen Whiskys kann es vorkommen, dass diese im Laufe der Jahrzehnte einen Teil der rauchigen Note verlieren.

Versicherungen und mehr, wie schütze ich meine Sammlung?

Jedoch gibt es nicht planbare Risiken, gegen welche es sich so gut es geht abzusichern gilt. Durch Einbruch, Überschwemmung, Feuer und Erdbeben können gewaltige Schäden bis hin zur kompletten Zerstörung des Investments erfolgen. Dieses Risiko sollten Sie reduzieren, in dem Sie die Flaschen in einem abschließbaren Schrank mit verstärkten Böden lagern. Der Schrank sollte wegen der Überschwemmungsgefahr etwas erhöhte Fächer haben. Lagern Sie die günstigsten Flaschen eher in einem unteren Fach und die teureren eher in einem oberen Fach. Gerade, wenn der Schrank im Keller steht denken Sie über einen am Boden liegenden Wasserablauf nach.

Befestigen Sie den Schrank mit der Wand, damit dieser nicht nach vorne kippen kann. Wenn der Schrank abschließbar ist sind bei Erdbeben so die Risiken des Herausfallens oder Umkippens reduziert.

Gegen den Zugriff unbefugter kann ebenfalls das Abschließen helfen. Eine ordentliche Einbruchsicherung ist empfehlenswert. Den größten Schutz erhalten Sie bei hierauf spezialisierten Unternehmen, welche Schutzräume und Tresore für Sachwerte wie z. B. Whisky anbieten.

Absichern, aber wie?

Die Whisky Sammlung sollte versichert werden. Bei kleinen und mittleren zu versichernden Summen reicht es in der Regel, mit der Hausratversicherung zu sprechen und festzuhalten, welche Anforderungen Sie erfüllen müssen, damit die Versicherungsgesellschaft die Sammlung zum Wiederbeschaffungswert mitversichert. Lassen Sie sich in die Police eintragen, dass Ihre Whiskysammlung bis zu einer bestimmten Summe mitversichert ist. Die Anforderung bestehen in der Regel daraus, die Kaufbelege (Rechnungen) als Kaufnachweis sicher aufzubewahren. Ich lege gerne das Original zur Flasche (in die Verpackung) und mache mir eine Kopie, welche ich zusätzlich elektronisch aufbewahre. Durch regelmäßige Fotos und Videos der Sammlung und der Flaschen können Sie gut nachweisen, dass diese zu diesem Zeitpunkt in Ihrem Besitz waren und im einwandfreien optischen Zustand (unbeschädigt und ungeöffnet). Dazu führen Sie eine Excel Tabelle, in welcher Sie jede Flasche mit Händler, Datum, Summe etc. aufnehmen. Zusätzlich sollten Sie in dieser Tabelle auch eine Spalte mit den aktuellen Marktpreisen (Wiederbeschaffungswert) einfügen. Diese Werte erhalten Sie bei der Recherche der Aktionen in den genannten Auktionshäusern. Die Versicherungen werden im Schadensfall nämlich einen Nachweis benötigen, wo die einzelnen Wiederbeschaffungswerte liegen. Ggfls. wird durch die Versicherung ein Gutachten als Alternative zu der Marktbeobachtung der Marktpreise gefordert. Bitte erweitern Sie Ihre Hausratversicherung, sofern nicht bereits erfolgt, um den Elementar Bereich. Hiermit werden dann auch Erdbeben, Starkregen und weitere Risiken abgedeckt.

Welche Versicherung ist die Richtige

Bei großen Sammlungen werden die Hausratversicherungen das Risiko nicht mehr tragen wollen oder Sie als Investor wollen Ihr Investment noch besser absichern. Eine Valorenversicherung, welche genau für die zu versichernden Gegenstände abgeschlossen werden kann, bietet mehr Schutz. Oft ist dies dann auch eine Allgefahrenversicherung, welche Leistet, egal auf welche Art und Weise das versicherte Gut zu Schaden kam. Allerdings sind die Anforderungen der Versicherungen auch deutlich höher. So müssen die Flaschen dann oft erhöht stehen, dürfen nicht in der Nähe von Wasserleitungen aufbewahrt werden. Das Objekt muss hohen Anforderungen an den Einbruchschutz erfüllen uvm. Zudem kostet diese Versicherung auch deutlich mehr als die Mitversicherung in der Hausratversicherung.

Zum Glück musste ich noch keinen Schadensfall bei der Versicherung abwickeln. Daher sind dies nur Erfahrungswerte ohne praktisches Wissen, wie die Abwicklung im Schadensfall verlaufen würde.

Was wenn mir etwas passiert?

Tipp: Nehmen Sie die Whiskysammlung ab einer gewissen Größenordnung unbedingt in Ihr Testament auf und geben einen Hinweis darauf, wo die Excel Tabelle zu finden ist aus welcher der Wert der Sammlung hervorgeht. Sie möchten sicherlich nicht, dass Ihre mühsam aufgebaute Sammlung aus Unwissenheit durch Ihre Erben weggeworfen, günstig verkauft oder als Whiskycola verzehrt wird.

Sie dürfen sich in meinem nächsten Artikel auf Hintergrundwissen bezüglich des Verkaufes und der steuerlichen Betrachtung hochwertiger Whiskys freuen. Zusätzlich werde ich auch auf das Thema Whisky-Tasting eingehen.

Für Fragen oder ein kostenloses Informationsgespräch stehe ich Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.

Daniel Mademann, Whisky- und Finanzexperte bei Mademann & Kollegen